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Was macht die Künstliche Intelligenz mit uns? Ein Gast-Artikel von Stefan Wenzel

Updated: 7 days ago

Selbst die E-Commerce-Profis sind verunsichert, wie sich das Geschäft angesichts der rasanten Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz verändern wird. Klar ist nur: Es kommt Großes und Grundsätzliches, und es kommt schnell. Auch die K5 brachte keine Gewissheit, stellt Stefan Wenzel fest. Aber ein paar Hinweise.










Was macht die KI mit uns?

von Stefan Wenzel, 2. Juli 2025


Selbst die E-Commerce-Profis sind verunsichert, wie sich das Geschäft angesichts der rasanten Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz verändern wird. Klar ist nur: Es kommt Großes und Grundsätzliches, und es kommt schnell. Auch die K5 brachte keine Gewissheit, stellt Stefan Wenzel fest. Aber ein paar Hinweise.


Das The­ma, das wenig über­ra­schend die Luft­ho­heit bei der dies­jäh­ri­gen K5hat­te, war Künst­li­che Intel­li­genz (KI). Was aber dann viel­leicht doch etwas über­ra­schend war, war die Stim­mung rund um das The­ma. Es gibt eben noch kei­ne Mas­ter­plä­ne und tief­grei­fen­den Case Stu­dies, kei­ne Best Prac­ti­ces, son­dern eine kol­lek­ti­ve, sym­pa­thi­sche Unsi­cher­heit – und das in einer Sze­ne mit hoher Neo­phi­lie-Dich­te. Denn zum ers­ten Mal seit Lan­gem ist im Grun­de unklar, was alles kommt. Vor allem ist unklar, wann, wie und mit wel­cher Kon­se­quenz es kommt.


Klar ist nur: Es kommt Gro­ßes und Grund­sätz­li­ches, und es kommt schnell. Vie­le ahnen, dass das, was wir Digi­ta­li­sie­rung nann­ten, dage­gen in der Rück­schau wie ein müdes Auf­wärm­pro­gramm wir­ken wird. Und je nach indi­vi­du­el­lem Infor­ma­ti­ons- und Durch­drin­gungs­grad sowie der Posi­ti­on in der per­sön­li­chen Chan­ge-Kur­ve fal­len die Reak­tio­nen dar­auf in ein Spek­trum von eupho­ri­schem Opti­mis­mus oder Aktio­nis­mus über Abwar­ten bis hin zu Abwin­ken samt trot­zi­gem Ver­weis auf die unver­än­der­te Wich­tig­keit von Ful­fill­ment und ope­ra­ti­ver Exzel­lenz.

Ein Bild, das auf der K5 die Run­de mach­te, zeig­te die Tho­mas W. Law­son, einen Sie­ben­mas­ter, der zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts als Reak­ti­on der Segel­schiff­fahrt auf die damals neu­ar­ti­gen Dampf­schif­fe ent­wi­ckelt wur­de. Die Law­son lief 1902 vom Sta­pel und 1907 auf Grund. Die unan­ge­neh­me Fra­ge lau­tet: Wer­den nach dem sta­tio­nä­ren Han­del jetzt auch  die digi­ta­len Erfolgs­mo­del­le der letz­ten 20 Jah­re zum Sie­ben­mas­ter des Han­dels?


Wenn in fünf Jah­ren weni­ger als 40 Pro­zent des Web-Traf­fics mensch­lich sind und gleich­zei­tig KI-Agen­ten als völ­lig neue Spe­zi­es 30 Pro­zent des Traf­fics aus­ma­chen, die kei­ne hüb­schen Frontends mehr benö­ti­gen, son­dern über Schnitt­stel­len ein­kau­fen, stellt sich die Fra­ge: Wie fin­den die ver­blei­ben­den Men­schen und die neu­en Agen­ten dich? Und was pas­siert mit dei­nem Shop, der für Men­schen kon­zi­piert wur­de, aber von Maschi­nen genutzt wird?

Zugleich brö­ckelt auch das Fun­da­ment der bis­he­ri­gen Reich­wei­ten­öko­no­mie. Goog­le ersetzt blaue Link­lis­ten zuneh­mend durch KI-gene­rier­te, umfäng­li­che Ant­wor­ten. Traf­fic aus Such­ver­kehr sinkt, wäh­rend die Anfor­de­run­gen an Inhal­te stei­gen. Qua­li­tät, Rele­vanz, Auto­ri­tät – und das nicht nur für Men­schen, son­dern auch für KI-Agen­ten. Die 30-jäh­ri­ge Ära der Such­ma­schi­nen-Trick­se­rei neigt sich dem Ende.

Was bislang an technischen Möglichkeiten und hohen Kosten gescheitert ist, wird nun möglich. Content und Experience sind keine Budgetfrage mehr, sondern eine Frage der KI-Architektur und ‑Nutzung. Damit rückt Kreativität wieder an die richtige Stelle: ins Zentrum.

Die rasan­te Evo­lu­ti­on von KI-Suchen zu digi­ta­len Bes­ser­wis­sern für alle The­men und Pro­ble­me, die mit KI-opti­mier­ten Pro­dukt­da­ten zur eige­nen seman­ti­schen Anrei­che­rung sowie mit Echt­zeit-Prei­sen und ‑Bestän­den via Schnitt­stel­le gefüt­tert wer­den (wie von Shop­i­fy bereits auf dem Markt ange­bo­ten) und die eine ver­ti­ka­le Inte­gra­ti­on von Check-out und Zah­lung beinhal­ten (wie bei Per­ple­xi­ty Shop et al.), bedeu­tet, dass neue „Über-Platt­for­men“ ent­ste­hen. Die­se nagen am Geschäfts­mo­dell der Han­dels­platt­for­men, bekannt­lich einem Modell, das sei­ner­seits dem klas­si­schen Han­del und den Her­stel­lern in den letz­ten 20 Jah­ren erst den Kun­den­zu­gang abge­nom­men und dann zurück­ver­mie­tet hat.


In Kom­bi­na­ti­on mit einem völ­lig neu­en Kampf um den unmit­tel­ba­ren Kun­den­zu­gang, bei dem Betriebs­sys­te­me (Apple, Goog­le) mit KI-Gerä­te­her­stel­lern (Meta-Bril­len, Ope­nAI mit Jony Ive et al.), KI-Brow­sern (Ope­ra One, Dia et al.) sowie KI-Agen­ten um die Nut­zer kämp­fen, sto­ßen die eige­ne Stra­te­gie und das bis­he­ri­ge Geschäfts­mo­dell an ihre Gren­zen. KI wird sich zwar posi­tiv auf alle Schrit­te in der Wert­schöp­fungs­ket­te und alle Posi­tio­nen in der Gewinn- und Ver­lust­rech­nung aus­wir­ken. So erfreu­lich ver­bes­ser­te Pro­duk­ti­vi­tät und ope­ra­ti­ve Exzel­lenz auch sind, das Geschäfts­mo­dell der aller­meis­ten hängt am eige­nen Kun­den­zu­gang und der steht unter völ­lig neu­em Druck.


Wer sich von Gelern­tem löst und statt­des­sen nach neu­en Lösun­gen für Kun­den­pro­ble­me im Zeit­al­ter von KI sucht, kommt auf neue Ansät­ze. Eine auf der K5 dis­ku­tier­te Ant­wort lau­tet: Dyna­mic Com­mer­ce. Kein neu­er Begriff, aber eine neue Per­spek­ti­ve. Han­del als KI-nati­ve Anwen­dung, KI als Basis und Han­del als App dar­über. Abge­löst wird der fixe Shop als digi­ta­ler Kata­log mit Fil­ter-Lis­ten und aus­tausch­ba­ren Tem­pla­tes. An des­sen Stel­le kommt eine wirk­lich indi­vi­du­el­le Expe­ri­ence in Echt­zeit, die aus Kon­text, Ver­hal­ten und Prä­fe­ren­zen gene­riert wird – zu mar­gi­na­len Grenz­kos­ten. Con­tent wird zur Infra­struk­tur, Expe­ri­ence wird dyna­misch.


Was bis­lang an tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten und hohen Kos­ten geschei­tert ist, wird nun mög­lich. Con­tent und Expe­ri­ence sind damit kei­ne Bud­get­fra­ge mehr, son­dern eine Fra­ge der KI-Archi­tek­tur und ‑Nut­zung. Damit rückt Krea­ti­vi­tät wie­der an die rich­ti­ge Stel­le: ins Zen­trum. Dif­fe­ren­zie­rung durch Exzel­lenz muss sich also nicht mehr auf Ful­fill­ment beschrän­ken oder in Bran­ding-Kam­pa­gnen vor­ge­gau­kelt wer­den, son­dern kann vor allem auch auf der Erleb­nis­ebe­ne gegen die neu­en Über-Platt­for­men antre­ten. Denn eine hoch­spe­zia­li­sier­te und opti­mier­te User Expe­ri­ence wird auch in Zukunft ein effek­ti­ver Burg­gra­ben gegen hori­zon­ta­le Gene­ri­ka sein und Kun­den orga­nisch bin­den.


Wer nicht KI-nativ auf einer grü­nen Wie­se star­tet, steht höchst­wahr­schein­lich vor der bis­lang größ­ten Trans­for­ma­ti­on. Die­se muss als Chef­sa­che erkannt und geführt wer­den. Sie muss aber auch finan­ziert und von Men­schen gestal­tet wer­den. Inso­fern ist es scha­de, dass so weni­ge CFOs, HR-Ver­ant­wort­li­che und Auf­sichts­rä­te den Weg zur K5 fan­den, um sich mit der Zukunft aus­ein­an­der­zu­set­zen, bevor sie von ihr über­rollt wer­den. Aber viel­leicht spricht es sich ja her­um: Die nächs­te K5 fin­det am 23./24. Juni 2026 in Ber­lin statt.

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